Lexikon

Ausreisewillige/r: Bezeichnung für DDR-Bürger*innen, die mit dem DDR-System unzufrieden waren und ihr Land verlassen wollten. Hierfür mussten sie einen offiziellen Ausbürgerungsantrag stellen, umgangssprachlich „Ausreiseantrag“ genannt.

Datsche: Ein Kleingarten mit einem Ferienhäuschen. In der DDR hatten viele Familien eine Datsche und verbrachten dort insbesondere in den warmen Jahreszeiten ihre Freizeit und ihren Urlaub.

FDJ – Freie Deutsche Jugend: Die FDJ war die einzige Jugendorganisation in der DDR, die erlaubt war. Fast jeder Jugendliche ab 14 Jahren war dort Mitglied – es war also normal, in der FDJ zu sein. Offiziell war die Mitgliedschaft freiwillig, aber viele gehörten der FDJ nur an, weil sie Nachteile für Ihre Ausbildung, ihr Studium oder ihren späteren Beruf befürchteten. Das Erkennungsmerkmal der FDJler war ein blaues Hemd mit dem Symbol der aufgehenden Sonne am linken Ärmel.

Fahnenappell: Zusammenkunft aller Pioniere und/ oder FDJler einer Schule zu wichtigen Ereignissen wie dem Gründungstag der Pioniere („Pioniergeburtstag“), zu Ehren des Kommunisten Ernst Thälmann, dessen Namen die Pionierorganisation trug oder zum Gründungstag der DDR. Sowohl die Pioniere als auch die FDJler trugen zu solchen Anlässen ihre Uniformen bzw. die Blauhemden.

Ferienlager: Viele Kinder fuhren in den Ferien ohne Eltern für 2-3 Wochen in ein Ferienlager. Dort verbrachten sie die Zeit gemeinsam mit Wandern, Schwimmen, Sport und Lagerfeuer. Die Eltern zahlten dafür nur sehr wenig Geld.

Gruppenrat: Jede Klasse hatte einen Gruppenrat, er wurde als Vertretung der Pioniere einer Klasse gewählt. Es gab im Gruppenrat verschiedene Funktionen: Vorsitzender und Stellvertreter, Schriftführer, Kassenwart oder Wandzeitungsredakteur.

Intershop: Intershops waren Geschäfte in der DDR, in denen es Waren aus der Bundesrepublik zu kaufen gab, von Lebensmitteln über Kleidung bis hin zu Schmuck und Technik. Bezahlt wurde im Intershop entweder mit der D-Mark, der damaligen Währung der BRD, oder mit sogenannten „Forumschecks“.

Jugendweihe: Die Jugendweihe ist eine nicht-religiös gebundene Alternative zur christlichen Konfirmation/ Kommunion. Sie war keine Erfindung der DDR – sie gab es schon vorher. In der DDR wurde sie von der Regierung gefördert, um den Einfluss der Kirchen zurückzudrängen. Ende der 1980er Jahre nahmen über 80% eines Jahrgangs an der Jugendweihe teil.

Kindergarten: Kinder ab dem 4. Lebensjahr waren bis zum Schuleintritt ganztägig im Kindergarten, damit die Eltern arbeiten konnten. Die Betreuung war kostenfrei, es musste nur ein kleiner Essensbetrag bezahlt werden.

Kinderkrippe: In der DDR war es üblich, Kinder ab 6 Monaten in die Betreuung zu geben, damit die Mütter und Väter zur Arbeit gehen konnten. In der Krippe waren die Kinder bis zur Vollendung des 3. Lebensjahres.

Kollektiv: In der DDR waren die Menschen in vielen Bereichen in sogenannten Kollektiven organisiert: auf Arbeit, in der Schule, in der Freizeit. In einem Kollektiv machte man etwas gemeinsam – man arbeitete für das gleiche Ziel, machte gemeinsam Sport oder half sich gegenseitig. Für viele DDR-Bürger*innen war es im Nachhinein ein wichtiger Grund für das Gemeinschaftsgefühl.

Mangelwirtschaft: In der DDR gab es nicht immer alles zu kaufen, was man gerade brauchte. Deshalb spricht man auch von einer Mangelwirtschaft. Aber Mangel ist nicht gleichzusetzen mit Hunger. Es war vielmehr ein Mangel an Vielfalt und ein Mangel an modernen und hochwertigen Waren.

Pioniere – Pionierorganisation Ernst Thälmann: Die meisten Schulkinder in der DDR waren Pioniere. Die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ unterstand organisatorisch der FDJ. Dabei waren die Pioniere noch einmal aufgeteilt in „Jungpioniere“ (Klasse 1-3) mit einem blauen Halstuch und den Thälmannpionieren (Klasse 4-7) mit einem roten Halstuch. Insgesamt waren etwa 98% aller Schüler*innen dieses Alters Mitglieder in der Pionierorganisation.

Pionierleiter[1]: In jeder Schule gab es einen Pionierleiter. Dieser war Mitglied der FDJ und Ansprechpartner für die Pioniere und die FDJler einer Schule. Er half ihnen, Pioniernachmittage und Schulfeiern zu organisieren oder leitete die Fahnenappelle an wichtigen Ereignissen.

Planwirtschaft: Die DDR war ein sozialistischer Staat. Die Wirtschaft war nicht privat organisiert, sondern wurde vom Staat gelenkt. Was produziert werden sollte, wurde in 5-Jahresplänen vorgeplant. Da in dieser Zeitspanne nicht immer genau die Wirtschaftsentwicklung vorhergesagt werden konnte, gab es Fehlentwicklungen, die zu Mangelwirtschaft führte.

Produktions-Genossenschaft: Produktions-Genossenschaften sind Verbindungen, in denen mehrere Menschen etwas gemeinsam besitzen und bewirtschaften. In der DDR gab es bspw. in der Landwirtschaft die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), in die alle Mitglieder eines Dorfes ihre landwirtschaftlichen Besitztümer einbrachten (Acker, Vieh, Geräte) und dann bspw. die großen Ackerflächen gemeinsam bewirtschafteten.

„Schwerter zu Pflugscharen“: Dies war die Losung der Friedensbewegung in der DDR. Der Aufnäher mit dieser Losung zeigt die Statue eines Mannes, der mit einem Hammer ein Schwert umformt. Diese Statue war ein Geschenk der Sowjetunion an die UNO. Der Spruch selbst ist einem Bibelzitat entnommen. In der DDR war das Symbol verboten – entsprechende Aufnäher wurden von den Jacken entfernt. Die Menschen, die diese Aufnäher trugen, mussten mit Repressalien wie Schulausschluss rechnen.

Sozialismus: Der Sozialismus ist eine Gesellschafts- und Wirtschaftsform, die auf soziale Gleichheit und Gerechtigkeit setzt sowie auf den gemeinschaftlichen (staatlichen) Besitz von Wirtschaftsgütern. Wichtig für die Entwicklung des Sozialismus waren die Ideen von Karl Marx, Friedrich Engels und Lenin, nach denen der Sozialismus den Kapitalismus ablöst und eine Übergangsphase zum Kommunismus ist.

„VEB Horch und Guck“: Der Geheimdienst in der DDR war die Staatssicherheit (Stasi). Im Volksmund wurde sie „VEB Horck und Guck“ genannt. VEB ist dafür die DDR-typische Abkürzung für Volkseigener Betrieb.

Wandzeitung: Die Wandzeitungsgestaltung in der Schule gehörte in der DDR zu den Pionieraufgaben. Häufig war dafür der gewählte Wandzeitungsredakteur aus dem Gruppenrat zuständig. Die Themen waren verschieden, aber zu Ehrentagen wie dem Gründungstag der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“, zum „Internationalen Frauentag am 8. März oder zum „Tag der Republik“ am 7. Oktober – dem Gründungsdatum der DDR – wurden Wandzeitungen angefertigt.

[1] Den Begriff Pionierleiterin gab es nicht, daher wird hier die männliche – historische – Schreibweise verwendet.